30.06.2020 Regionale Wasserversorger arbeiten gemeinsam für kostengünstige und nachhaltige Klärschlammverwertung

Wasserverbände Bersenbrück und Wittlage beteiligen sich an der neuen Klärschlammverwertung OWL GmbH

Bersenbrück/Bad Essen. Die Klärschlammentsorgung ist in den vergangenen Jahren zur Herausforderung geworden. Zum einen können Klärschlämme kaum noch wie in der Vergangenheit als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Diese Möglichkeit schränkt die Klärschlammverordnung (AbfKlärV) zunehmend ein, da Klärschlamm neben wertvollen Pflanzennährstoffen umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe enthält. Zum anderen begrenzt die novellierte Düngeverordnung das Aufbringen von Phosphor und Stickstoff auf Äckern. Weil Phosphor aber ein wertvoller Wertstoff ist, sieht der Gesetzgeber eine Rückgewinnung dafür vor.

Um diesen Kraftakt gemeinsam zu meistern, haben sich die Wasserverbände Bersenbrück und Wittlage der Klärschlammverwertung OWL GmbH angeschlossen. In der vergangenen Woche haben die beiden Versorger neben weiteren 45 Gesellschaftern die Gründungsversammlung in Bielefeld erfolgreich abgeschlossen. Die Gesellschafter vertreten 78 Gemeinden, Städte, Kreise, Wasser- und Zweckverbände, bei denen jährlich ca. 186.000 t Klärschlamm (rund 44.000 t Trockensubstanz) anfallen „Eine derartige große Zusammenarbeit von Städten und Gemeinden zur Bewältigung der Klärschlammentsorgung ist deutschlandweit einmalig und wird sich im Hinblick auf Nachhaltigkeit und auf die Gebührenentwicklung für alle Bürgerinnen und Bürger in der Region auszahlen,“ sind sich die beiden Geschäftsführer der Wasserverbände Bersenbrück und Wittlage Ralph-Erik Schaffert und Uwe Bühning einig. „Die neue Klärschlammverordnung sowie die Düngeverordnung erfordern ein Umdenken und neue Lösungen bei der Klärschlammentsorgung. Für den Klimaschutz und die CO2 Diskussion sind vorausschauende Maßnahmen notwendig.   Zudem ist das Preisniveau sowohl für die landwirtschaftliche als auch für die thermische Klärschlamm-Entsorgung seit 2017 sprunghaft gestiegen. Im Sinne der Bürgerinnen und Bürger brauchen wir deshalb eine zukunftsorientierte und ordnungsgemäße Entsorgung“, so Bühning und Schaffert.

Suche nach einem Partner

Nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages Mitte Februar 2020 durch Kommunen, Verbände und Gesellschaften aus den Regierungsbezirken Detmold und Arnsberg sowie Niedersachsen, erfolgte nun die Gründung der Klärschlammverwertung OWL GmbH. Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen, haben die Kooperationspartner in den letzten Monaten die Vorbereitungen für die Suche nach einem strategischen Partner zur Klärschlammverwertung fortgeführt. Um eine sichere Datenbasis zu haben, wurden Klärschlämme beteiligter Kommunen und Verbände bereits untersucht und analysiert. Die Kooperation plant nun europaweit die Suche nach dem geeigneten Partner. Voraussetzung ist, dass ein möglicher strategischer Partner über ein passendes Grundstück für die Errichtung einer Klärschlammverbrennungsanlage verfügt. Denkbar ist auch, dass er bereits eine Verbrennungsanlage betreibt, die von der Kooperation mitgenutzt werden kann. Die gemeinsame Entsorgung beginnt 2024. Dann müssen rund 156.000 t Klärschlamm vom zukünftigen Partner ordnungsgemäß behandelt werden. Um die Entsorgung des Klärschlamms ab diesem Zeitpunkt sicherzustellen, aber auch um die Planung und den Bau einer neuen Klärschlammverbrennungsanlage zu ermöglichen, wird die Kooperation auch Zwischenlösungen des Partners bis zur Inbetriebnahme der Anlage unterstützen. Dadurch wird der Wettbewerb um eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung vorangetrieben.

Entsorgung mindestens bis 2043 sicherstellen

Ab 2029 liefern alle Gesellschafter ihren Klärschlamm an. Die gemeinsame Entsorgung erfolgt mindestens bis Ende 2043. Um für das Gemeinschaftsunternehmen und damit auch für die Bürgerinnen und Bürger eine angemessene Mitsprachemöglichkeit zu sichern, ist die Kooperation Initiatorin und Beteiligte eines gemeinsamen, mit dem zukünftigen strategischen Partner zu gründenden Tochterunternehmens. An diesem neuen Tochterunternehmen, das die Verbrennungsanlage betreibt, hält die Klärschlammverwertung OWL GmbH dann mindestens 25,1 Prozent der Anteile.